Amazon ist praktisch. Mit einem Klick bestellt ist die Ware meist schnell da und kann in der Regel unkompliziert zurückgeschickt werden. Wir geben es daher direkt zu, privat bestellen wir auch öfters bei Amazon.
Aus Händlersicht sieht die Sache allerdings ganz anders aus. Wir wollten mit unseren Büchern auf Amazon vertreten sein, weil (auch durch die Corona Pandemie beschleunigt), immer mehr Menschen ihre Bücher online kaufen. Online bedeutet in sehr vielen Fällen bei Amazon.
Ein Blick hinter die Amazon Kulissen
Wir haben uns somit für Amazon FBA (Fullfillment by Amazon) registriert. Das bedeutet, dass wir Amazon einige unserer Bücher geschickt haben und diese bei denen auf Lager lagen. Amazon hat für uns die komplette Abwicklung übernommen. Allerdings natürlich nicht umsonst.
Amazon Gebühren
Es kommen einige Kosten und Gebühren zusammen. Zum einen fällt die monatliche FBA Gebühr in Höhe von 39 Euro an. Zusätzlich gibt es die Lagergebühren (diese lagen bei uns bei ca. 10-16€) und wenn die Ware nicht schnell abverkauft wird, fallen auch Langzeitlagergebühren an. Wird ein Buch verkauft, erhebt Amazon eine Verkaufsgebühr in Höhe von 15%. Bei Medien und Büchern wird zusätzlich eine Abschlussgebühr berechnet. Diese beträgt bei Büchern 1,01€. Natürlich muss der Händler, also wir, auch die Versandgebühr an den Kunden übernehmen. Wenn der Kunde Amazon Prime hat, zahlt er keinen Versand und somit haben wir diese Kosten dann voll übernommen.
Falls der Kunde das Buch dann doch nicht haben wollte, hat er es zurückgeschickt. Dafür wurde natürlich auch eine Remissionsgebühr erhoben. Außerdem wurden wir kontaktiert, ob das Buch wieder zurück in den Bestand gehen, uns zugeschickt oder verschrottet werden sollte. Alles auch auf unsere Kosten.
Warum verschrottet? Einige Kunden haben die Bücher zurück geschickt, weil sie beschädigt ankamen. Wir verzichten aus Umweltgründen auf die Plastikfolie um die Bücher. Dadurch sind die Bücher allerdings nicht so sehr geschützt für den langen Amazon Weg...
Der Weg eines Buches bei Amazon
Die Bücher kommen aus der Druckerei in Calbe in der Nähe von Magdeburg zu uns ins Münsterland. Dort werden sie umverpackt und gehen in einer großen Lieferung ans Zentrallager von Amazon nach Dortmund. Amazon etikettiert die Bücher und verteilt sie weiter auf kleinere Lager innerhalb Deutschlands (wenn dem zugestimmt wird auch nach Polen), damit das Buch möglichst schnell beim Endkunden ankommt. Um dort anzukommen, werden sie von Amazon mit einem Versandpartner wie DHL oder Hermes verschickt. Kleinere Sendungen werden leider ab und zu unsanft in den Briefkasten gequetscht. So hat das Buch eine halbe Weltreise, naja Deutschlandreise, hinter sich, bis es beim Kunden ankommt.
Zum Glück kam es bei uns in der gesamten Zeit nur zu zwei Rücksendungen. Diese Bücher haben wir uns zuschicken lassen und beide Male war der Buchrücken eingerissen, aber das Buch eignete sich noch als Kita-Spende.
Bücher verkaufen bei Amazon
Vielleicht haben wir auch nur deshalb so wenige Rücksendungen bekommen, weil wir gar nicht so viele Bücher auf Amazon verkauft haben. ;-) Nur weil wir auf Amazon gelistet sind, heißt das noch lange nicht, dass wir die sogenannte "Buy Box" haben (diese führe ich in einem anderen Blogartikel aus, da das Thema etwas komplexer ist). Eine Listung bei Amazon bedeutet auch nicht, dass wir direkt vorne bei den Suchergebnissen nach z.B. "Kinderbuch" angezeigt werden! Um gefunden zu werden, ist es in der Regel notwendig, bezahlte Werbung auf Amazon zu schalten. Allerdings waren bei uns Bücher im FBA Programm von der bezahlten Werbung ausgenommen. Denn Amazon hat noch andere Angebote, um Bücher zu verkaufen und bietet die Möglichkeit Bücher zu bewerben dort an.
Zum einen ist da KDP, Kindle Direct Publishing. Dort können die Bücher direkt in Amazon hochgeladen werden und bei einem Kauf druckt Amazon das Buch aus und verschickte es an den Kunden (Print on Demand). Für Taschenbücher und viele Hardcover Formate klappt das wunderbar. Da unsere Bücher allerdings eine Buchreihe sind und wir sehr viel Wert auf die Druckqualität legen und auch ein besonders Format haben, ist dies keine Option für uns.
Dann gibt es noch das Amazon Advantage Programm für z.B. Verlage, Produzenten, Musiker oder Autoren, mit einer jährlichen Mitgliedsgebühr von 99 Euro. Da kauft Amazon die Bücher bei uns ab (mit festgesetzten 55% Händlerrabatt + Lieferung auf unsere Kosten) und verkauft diese dann selbst an die Kunden. In diesem Modell können Bücher bei Amazon beworben werden. Doch kostet dies natürlich auch Geld. Wenn bereits 55% an Amazon gehen und unsere Herstellungskosten bei fast 30% liegen, da bleibt nicht mehr viel Marge, um damit Werbung zu schalten. Und es wäre ja auch schön, wenn zum Schluss wenigstens noch etwas übrig bleibt. Denn am Ende wollen/müssen wir ja auch vom Verlag leben können.
Ein weiteres Angebot, das Verlage allerdings nur auf Einladung von Amazon nutzen können, ist das Vendoren Programm. Auch hier tritt der Verlag als Lieferant auf und Amazon verkauft die Bücher selbst. Wie genau man eingeladen wird, scheint niemand so wirklich zu wissen (weder Amazon Mitarbeiter konnten uns dies sagen, noch Verlage, die die Vendoreneinladung erhalten haben). :-)
Den Kuchen teilen
Egal wie man es dreht und welches Modell man wählt, Amazon bekommt ein riesiges Stück vom Kuchen. An und für sich geben wir gerne etwas vom Kuchen ab, allerdings blieb bei unserer Amazon-Erfahrung nur noch ein winziger Krümmel bei uns. Dabei denken wir uns die Geschichten aus, schreiben die Bücher, lassen sie von Filip wunderbar illustrieren und gehen in eine große finanzielle Vorleistung, um die Bücher in Deutschland, klima- und waldneutral auf FSC® Papier drucken zu lassen. Das fühlt sich für uns nicht fair an und deshalb haben wir den Vertrag mit Amazon gekündigt.
Unsere Bücher gibt es übrigens trotzdem weiterhin bei Amazon, da Amazon diese beim Großhandel bezieht und selbst auf ihrer Plattform anbietet. Das haben sie auch schon gemacht, als unsere Bücher noch bei ihnen auf Lager lagen. Aber das ist eine andere Geschichte...
Kündigung und dann ging es erst richtig los...
Das Kündigen war gar nicht so leicht, denn bei Amazon kannst Du nicht einfach anrufen und mit der Kündigungsabteilung sprechen. Wie man es am Ende schafft, mit echten Menschen zu reden und dann auch noch mit welchen, die einem wirklich weiterhelfen können, das verrate ich mal in einem anderen Blogbeitrag… :-)
Auf jeden Fall haben wir es irgendwann geschafft und die nicht verkauften Bücher kamen zurück. Zum Großteil in beschädigten Kartons.
Auf den ersten Blick sahen die Bücher überraschend gut aus. Hält man sie allerdings ins Licht, dann ist zu sehen, dass die Bücher über etliche Fließbänder bei Amazon gelaufen sind. Sie haben Abriebspuren auf dem Cover. Außerdem hat jedes Buch einen wunderschönen Amazon Sticker bekommen, der sich nicht rückstandslos ablösen lässt. Meistens klebt der Sticker dezent dort, wo auch der Scan Code ist. Ab und zu klebte dieser Sticker allerdings auch mitten auf dem Cover.
Mein erster Gedanke war, die können wir so nicht mehr verkaufen und als ich mir den Schaden anguckte, hätte ich heulen können:
- 84 Bücher Band 1
- 85 Bücher Band 2
- 83 Bücher Band 3
- 90 Bücher Band 4
- Schaden: 342 x 18 = 6.156 €
Nachdem ich mich etwas beruhigt habe, fiel mir ein, dass es in Buchläden ab und zu Bücher mit dem Aufdruck Mängelexemplar gibt. Wir haben uns schlau gemacht und unsere Bücher erfüllen tatsächlich alle Bedingungen, um als Mängelexemplar von der Buchpreisbindung entbunden zu werden.
Ende gut, alles gut!
Nach dem Motto: Wir machen aus Zitronen Limonade, durchforstete ich die Bücher und machte zwei Stapel:
- 2. Wahl (verkaufbarer Zustand) und
- 3. Wahl (Spenden).
Überraschender Weise waren die meisten Bücher in einem verkaufbaren Zustand. Somit gibt es nun bei uns im Shop eine % Sale Sektion, wo diese Bücher erworben werden können.
Jetzt Mängelexemplar zum reduzierten Preis sichern!
Ende gut. Alles gut. Und wieder eine Erfahrung reicher. Diese Erfahrungen teile ich gerne und somit kommt zum Schluss meine Empfehlung.
Meine Empfehlung:
Meine Empfehlungen,
- wenn Du überlegst über Amazon Dein Buch zu verkaufen:
Wenn Du den Weg über Amazon FBA gehst, dann lass Dein Buch unbedingt einschweißen. Wir tun dies aus Umweltgründen nicht. Du müsstest abwägen, was besser für die Umwelt ist: die Folie oder die beschädigten Bücher, die im schlimmsten Fall verschrottet werden müssen. Eventuell kommt für Dich aber auch das KDP oder Advantage Programm in Frage. Hier haben wir keine eigenen Erfahrungen gesammelt und daher möchte ich auch keine Empfehlung abgeben.
- wenn Du Bücher online kaufen möchtest:
Wenn Du gerne Bücher online kaufst und bisher oft Amazon Deine erste Wahl war, dann verstehe ich das gut. Wie gesagt, wir kaufen auch vieles auf Amazon. Allerdings hast Du nun vielleicht einen etwas besseren Einblick hinter die Kulissen bekommen. Damit Verlage ein möglichst großes Stück vom Kuchen bekommen und weiterhin faire Honorare an Autoren und Illustratoren bezahlen können (damit weiterhin tolle Bücher ins Leben gerufen werden können), bestelle die Bücher wenn möglich direkt beim Verlag. (Ein Blogbeitrag zum Kauf beim Buchhandel folgt noch.)
Dies gilt natürlich nicht nur für Verlage! Somit schaue ich nun vor einem Kauf zuerst, ob der Händler auch einen eigenen Onlineshop hat. Wenn dieser bedienungsfreundlich und der Preis vergleichbar ist, dann nehme ich den Moment und kaufe dort. Ich unterstütze gerne kleine Händler/Verlage, die etwas Gutes in die Welt bringen wollen.
Ich hoffe, der Beitrag hat Dir gefallen und Du hast etwas Neues dazu gelernt. Wenn Du Fragen hast schreib sie mir gerne als Kommentar unter diesen Blogbeitrag.
Liebe reiselustige Grüße
Deine Stephi
Stephi Wallenborn ist Verlegerin der "B-OB Coddiwomple und die Weltenbummler Kids" Buchreihe. Sie und ihr Mann Ben wollen mit ihren Büchern und ihren Mitreise-Stories auf Instagram die Welt in alle Kinderzimmer bringen. Die "B-OB Coddiwomple" Bücher und interessantes Reisezubehör für Kinder findest Du hier. Um die Mitreise-Stories zu sehen folgt gerne @weltenbummlerkids auf Instagram.